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Thomas Jakobson - Völlig von den Socken

ThomasJakobson FS18 Lookbook web
 —  Story
  • Filler Rob web
    Rob Filler
    Copywriter

Das Modelabel Thomas Jakobson ist ausgezogen, um uns neu anzuziehen. Und zwar untenrum, an den Knöcheln. Hinter der Idee verbirgt sich der Designer und Socken-Fan Thomas Gfeller. Mit Hilfe vom Creative Hub hat er sein Business auf die Beine gestellt.

Socken als Geschäftsidee? Man muss kurz zögern, bevor man sein zustimmendes Nicken ansetzt. Jenes Nicken, wenn man von einer neuen Start-up-Idee hört und sofort das Gefühl hat: Hey, klar, das könnte was werden! Bei Socken braucht es einen kleinen Moment. Man ertappt sich und seine eigene "Sockenkultur": Im Supermarkt noch schnell ein Dreierpack vom Ständer gezogen und 10 Franken gespart...

Thomas Gfeller ist angetreten, um genau das zu ändern. Unser Sockenbewusstsein. Er will uns wegbringen von der Ignoranz gegenüber diesem angeblich so unwichtigen Kleidungstück. Dabei geht es ihm um mehr als nur Socken: "Es ist ein wunderbares Gefühl, gut gekleidet aus dem Haus zu gehen. Dazu gehört, dass alles zueinander passt: Hemd, Pullover, Schal. Ja, und eben auch die Socken." 

Schon als Elfjähriger entwickelte er ein erstes Modebewusstsein. Er fand es langweilig, immer die Schuhe zu tragen, die alle trugen – also zog er rote an. Er spürte, dass ihm das irgendwie guttat, dieses bewusste kleine Statement da unten an den Füssen. Schon bald setzt er auch mit den Socken Zeichen: Besondere Farben sollten sie haben, auch mal ein lustiges Motiv. Inzwischen besitzt er fast 300 Paare.

Gfeller: "Das Besondere an Socken ist, dass man sie nicht immer sieht. Aber dann, in kurzen Momenten, zum Beispiel, wenn man sich setzt, haben sie ihren Auftritt. Und dann zeigt sich, wer sich wirklich bewusst gekleidet hat. Ich mag das. Und ich kenne immer mehr Menschen, die das auch mögen. Im Beruf wie in der Freizeit."

Zu seiner Leidenschaft hat Gfeller nun auch beruflich gefunden hat. Schauspieler wollte er zunächst werden ("Ein zweiter Brad Pitt"), der Beruf des Lehrers ist es geworden. Zwei Jahre tingelte er als vertretender Primarlehrer durch den Kanton Bern, bevor er sich zum radikalen Wechsel entschied: Er studierte Produkt- und Industriedesign mit Schwerpunkt Design & Style an der ZHdK Zürich. Für Gfeller der ideale Studiengang, denn dieser verbindet alles, was er liebt: Ästhetik, Konzeption und eben auch Mode. Bereits im Studium legte er den Grundstein für sein heutiges Unternehmen. Dabei halfen ihm auch zwei Auslandsemester "Integriertes Design" an der HfK Bremen: "Ich belegte alle Kurse in Mode, lernte Nähen, Sticken, Häkeln, entwarf meine ersten kompletten Herrenkollektionen, inklusive Schaufenstergestaltung und Modeschauen."

Zurück in Zürich, machte sich Thomas Gfeller an seine Bachelor-Arbeit. Und hier sollte seine Socken-Idee ihre erste grosse Bühne bekommen. Aber in einer bisher nicht dagewesenen Kombination: zusammen mit einer Fliege. Beides in Farbe und Muster aufeinander abgestimmt, ergab das "Twin Set". Mit ihm schloss Thomas Gfeller nicht nur sein Studium erfolgreich ab: Er fand damit auch Beachtung beim Berner Design-Preis 2016 – und startete sein Unternehmen.

Gfeller: "Bei Thomas Jakobson geht es nicht allein ums Design, sondern ums Ganze: Die Stoffe, die Verarbeitung – alles kommt aus nachhaltiger Erzeugung, alles in höchster Qualität und alles aus der Schweiz!" Die Socken lässt Gfeller in der Ostschweiz herstellen, in der letzten heimischen Strickfabrik. "Es war ein unbeschreiblicher Glücksmoment, als die ersten Paare aus der Maschine kamen." Heute sind es fast 2.000 pro Saison, die in 18 stationären und 5 Online-Shops, darunter seinem eigenen, vertrieben werden. 

Dass er es so weit brachte, dabei halfen Gfeller zwei wichtige Faktoren: Zum einen erfolgreiches Crowdfunding. Zum anderen die Starthilfe des Creative Hub. In dem sechsmonatigen Workshop "Creative Committed" wurde sich Gfeller über vieles klar: Was er für den Start seines Labels braucht, welche Ressourcen er anzapfen muss, wie man Business und Marketing Pläne aufsetzt. "Ich hatte mir zuvor zwar schon vieles selbst angelesen, aber der Workshop war trotzdem eine grosse Bereicherung: Er gab mir einen super Überblick und gute Anleitungen. Und du bekommst Tipps nicht nur von den Coaches, sondern auch von anderen Teilnehmern. Einer fand zum Beispiel, dass ich 'Yoga-Socks" in meine Kollektion aufnehmen sollte!"

Nicht alles, was machbar ist, wird Gfeller auch umsetzen: "Ich will mit Qualität wachsen und nicht um jeden Preis." Als nächstes ist eine Kollektion mit perfekt aufeinander abgestimmten Socken, Shirts und Hüten geplant. 

Da kann man eigentlich nur noch zustimmend nicken, oder?

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